Die aktuellen Kollektionen mancher Hersteller rufen ab und an ein Verlangen nach einer Uhr hervor, die einfach nur Uhr sein will. Und genau dieser Sehnsucht folgt Junghans mit der reduzierten und dennoch niemals reduktionistischen Meister-Serie. Stilistisch dominiert eine konzise Einfachheit, die sich auch in der Namensgebung widerspiegelt: Namen wie Meister Classic, Agenda, Kalender und Telemeter lassen bereits schlussfolgern, dass auf überladene, sich in Detailreichtum verlierende Designs verzichtet wird. Die Geschichte der Meister-Kollektion reicht zurück in die 30er Jahre – eine Zeit, in der Wörter wie Speedmaster oder Submariner nur blanke Anglizismen waren und Max Bill gerade erste Gehversuche als freier Künstler unternahm. Zugegeben, puristische Designs gab es auch damals schon zuhauf und die elegante Dresswatch war alles andere als ein Alleinstellungsmerkmal von Junghans-Uhren. Dennoch wurden diese Entwürfe im Stile des Midcentury Design mit der Meister-Kollektion auf den Gipfel getrieben und die stimmige Einfachheit zelebriert wie bei wenig anderen Herstellern.
Schon als die Kollektion im Jahr 1936 ins Portfolio von Junghans aufgenommen wurde, war die Bezeichnung Meister nur den hochwertigsten Modellen vorbehalten. Dementsprechend sind Vintage-Uhren mit einem Meister-Schriftzug auf dem Zifferblatt auch heute noch besonders begehrt. Das schlichte Design der Meister-Kollektion war bestimmend für die Junghans-Designs der Folgejahrzehnte und das ganze 25 Jahre bevor Max Bill für Junghans seine legendären Armbanduhren-Entwürfe vorlegte. Auch heute repräsentiert die Meister-Serie neben der nach dem Gründer Erhard Junghans benannten Modellreihe die Spitze des Schaffens von Junghans, weshalb die Kollektion für Edelmetall-Liebhaber auch Varianten in Gelb- und Rotgold bereithält.
Mit einem Durchmesser von 38 Millimetern liegt die Meister Classic gleichauf mit der Max Bill Automatik, womit man dem Vintage-inspirierten Grundthema auch hinsichtlich der Gehäuseabmessungen Rechnung trägt. Die Sub-Vierziger-Größe ist indes nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Junghans Dresswatches: Beide verfügen über ein Hesalitglas, das wie eine transparente Haube auf dem Gehäuserand aufliegt und sich in einem sanften Schwung an das leicht gewölbte Zifferblatt schmiegt. Da der Gehäuserand relativ schmal ist und sich damit das Zifferblatt relativ weit nach außen hin ausbreitet, fühlt sich die Uhr niemals zu klein an und ist gleichzeitig sehr gut ablesbar.
Anders als die Max Bill Chronoscope, verfügt die Meister Chronoscope auch über eine Anzeige der gestoppten Stunden und trägt deshalb drei Totalisatoren. Die typische Zifferblattanordnung lässt bereits erahnen, dass im Inneren ein ETA/Valjoux 7750 tickt. Dieses durfte natürlich auch nicht in unserer Liste der 10 bedeutendsten Werke der ETA SA nicht fehlen.
Die Meister Telemeter verfügt hingegen über lediglich zwei Zusatzzifferblätter, die bei 3 und 9 Uhr angeordnet sind. Beim Taktgeber der im Stile der 50er Jahre gehaltenen Uhr handelt es sich um ein J880.3, welches aufbauend auf einem ETA 2892-2 mit einem Dubois Dépraz Chronographen-Modul ergänzt wurde. Namensgebend für die Telemeter ist eine neben der Tachymeter-Skalierung zusätzliche Anzeige, anhand derer geographische Distanzen ermittelt werden können. Dies ist dann möglich, wenn ein visuelles mit einem akustischen Ereignis in Beziehung gesetzt werden kann. Im Alltag lässt sich damit etwa feststellen, wie weit ein Gewitter entfernt ist, indem man nach Sichtung eines Blitzes die Zeit stoppt und dann bei Vernehmen des Donners anhält und an der Telemeterskala abliest. Die Strecke, die der Schall des Blitzes in einer Minute zurücklegt, beträgt ziemlich genau 20 Kilometer. Übrigens trägt auch das Zifferblatt der Telemeter den Schriftzug Chronoscope.
Mit der Meister Agenda und der Meister Kalender ist Junghans auch auf dem Gebiet der Kalendarien vertreten. Beide Uhren verfügen über einen Vollkalender, die Meister Kalender zusätzlich über eine Mondphasenanzeige. Im Inneren der Agenda tickt ein ETA 2892, was sich in einem im Vergleich zur Kalender (ETA 2824) höheren Kaufpreis niederschlägt.
1936: Die Meister-Serie wird erstmals vorgestellt und repräsentiert fortan die Spitze des Schaffens in der Junghans-Kollektion..
1951: Die Junghans Meister Telemeter wird lanciert
2006: Als mechanisches Pendant zum von Quarz-, Funk- und Solaruhren dominierten Produkt-Portfolio stellt Junghans die neue Meister-Linie vor, die nun wieder integraler Bestandteil des Junghans-Programms wird.
2011: Anlässlich des 150 jährigen Firmenjubiläums werden zwei Meister-Modelle in einer limitierten Edition aufgelegt.
2014: Die Junghans Meister Telemeter wird neu interpretiert und als Hommage an den im Jahr 1951 lancierten Klassiker neu aufgelegt.
2015: Die Junghans Meister erhält neue Farbvarianten.
2020: Die Meister S Chronoscope eröffnet ein neues Meister-Kapitel für Junghans und präsentiert sich überraschend maskulin.